Assistenzbeiträge

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orphan
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Assistenzbeiträge

Beitrag von orphan » 4. März 2014, 17:39

Hallo Zusammen

Ich hab's geschafft! Den schriftlichen Vorbescheid in den Händen. Noch die 30 Tage Einsprachefrist abwarten ...

Meinem Sohn wurden Assistenzbeiträge zugesprochen. Es war ein sehr gutes Gespräch, das klar gezeigt hat, dass dies unserem Sohn zusteht. Während dem Gespräch war nie die Frage ob wir Assistenzbeiträge erhalten sondern es ging lediglich darum festzulegen, wie viele Stunden meinem Sohn zugesprochen werden.

Es ist einfach genial. Und am meisten freut mich, dass ich es alleine geschafft habe. Ohne Rechtsbeistand (Procap etc.). Viele haben mir zwar geraten, den Antrag nicht alleine zu machen. Aber ich finde, wenn einem etwas zusteht, dann sollte man das bekommen auch ohne Rechtsbeistand oder Procap.

Zwei Personen, die uns einige wenige Stunden in der Woche entlasten, haben wir ja schon seit ca. 5 Jahren. Bisher haben wir die immer selber bezahlt. Nun kann mein Sohn seine "Assistentinnen" selber zahlen. Er wird zum Arbeitgeber :wink: . Ein unglaubliches Gefühl und eine enorme finanzielle Entlastung für unsere Familie.

Um die Entlastung bei uns zu Hause zu optimieren, suche ich für die Betreuung unseres Sohnes eine weitere Person. Diejenigen, die das bisher gemacht haben, sind berufstätig und können tagsüber eher selten. Für die Ferien oder wenn mein Sohn krank ist, wäre das aber ganz hilfreich, wenn man jemanden hätte, den man fragen könnte!

Wo findet ihr jeweils eure Babysitter / Kinderbetreuung für eure behinderten Kinder? Das ist gar nicht so einfach.

Es lässt grüssen - eine glückliche
orphan
Flavia
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Re: Assistenzbeiträge

Beitrag von Flavia » 5. März 2014, 21:32

Hallo Orphan

Gratuliere :-)! Es freut mich sehr für Euch!
Solche Gespräche empfinde ich vorgängig immer als Belastung. Wir hatten bei der letzten Abklärung eine ganz gute und einfühlsame Person, wo wir uns auch ernst genommen vorkamen, leider weiss man das ja nie vorher.

Du bist die erste von der ich "persönlich" weiss dass sie mit dem Assistenzbeitrag arbeitet. Ich stelle mir das enorm aufwändig vor. Müssen (glaub ich jeden falls) doch AHV, Versicherung e.t.c den Arbeitnehmern entrichtet werden.

Ich persönlich habe unsere Entlasterin über Insieme... Von einer Bekannten weiss ich dass sie schon zwei mal über liliput.ch Frauen gefunden hat.
Ich finde dies aber auch ganz schwierig!

Liebi grüess Flavia
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orphan
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Re: Assistenzbeiträge

Beitrag von orphan » 6. März 2014, 14:24

Hallo Flavia

Ja, man muss Arbeitsverträge machen, eine Versicherung haben und AHV etc. abrechnen. Aber ich zahle schon seit ca. 5 Jahren für 3 Personen AHV. Eine Versicherung habe ich auch schon lange. Einzig die Arbeitsverträge sind neu ...

Mir geht das genauso. Für mich war es auch eine Belastung ... und ich war enorm froh, dass wir einen sehr, sehr guten Sachbearbeiter hatten. Das ist tatsächlich nicht selbstverständlich ...!!! Wir haben da auch schon andere Erfahrungen gemacht.

Ich finde diese Assistenzbeiträge eine gute Sache ... mal schauen, wie wir das nun umsetzen!

Danke und en Gruess
orphan
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Mero
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Re: Assistenzbeiträge

Beitrag von Mero » 7. März 2014, 09:39

Hallo Orphan

Zuerst einmal freue ich mich sehr für Dich! Super!
Auch wir haben seit einigen Monaten "Assistentinnen" für Julia angestellt und diese entlasten uns wirklich sehr!
Ich habe beim Antrag auch gewusst, dass es klappen muss mit HE schwer und IPZ mehr als 10 Stunden. Aber trotzdem kam ich mir mal wieder in der "Bettelposition" vor. Dieses Gefühl wurde mir aber glücklicherweise beim Gespräch sofort genommen. Ich denke, das hat auch damit zu tun, dass mittlerweile jeder sieht, wie streng Julia ist und sie nicht mehr nur aufgrund ihres herzigen Aussehens und ihres Lachens eingeschätzt wird.
Die Zusprache des Assistenzbeitrags hat bei uns sehr viel bewirkt. Ich bin sicher, dass wir ohne dieses Angebot Julia nicht mehr lange hätten zu Hause betreuen können. Ich denke, wir wären gescheitert. Auf irgendeine Weise.
Der Assistenzbeitrag kann eine tolle Hilfe sein, ich denke aber, dass nicht jeder dafür geeignet ist. Da man eben "Arbeitgeber" sein muss und die monatliche Lohnabrechnung und die Abrechnung mit der AHV bewältigen muss. Aber es ist eine tolle Lösung, wenn man sich die Zeit für den Papierkram nehmen kann und will.
Bei uns ist es so, dass ich zum einen meine Schwester und meine Freundin, welche mich schon lange entlasten, anstellen konnte. Zum anderen habe ich in der HPS von Julia ein Inserat aufgehängt, dass ich jemanden für die Ferien und die Wochenende suche. Natürlich nicht jemand von der Schule, aber ich fragte da an, ob sie das Inserat an Leute weiterleiten könnten, welche interesse hätten. (z.Bsp. ehemalige Praktikantinnen, oder StudentIn der Pädagogischen Hochschule etc.).
Wichtig war natürlich nebst allem anderen Knowhow der Umgang mit der Epi.
Wir haben nun tatsächlich über diesen Weg eine 22jährige Studentin der PH gefunden, welche uns nun immer in den Ferien, ab und zu an den Wochenenden und nun vereinzelt sogar an einem Abend entlastet!
Auch ist eine Möglichkeit das Inserat auf www.assistenzbuero.ch aufzuschalten, dies ist eine Hilfeseite rund um den Assistenzbeitrag.
Hier ist der direkte Link zur Jobsuche: http://www.fassis.net/deutsch/markt/mar ... 1&ZtNr=603
Leider ist das Angebot hier sehr klein. Ich denke, dass Du mit einer ehemaligen PraktikantIn einer HPS ein gutes Basiswissen hättest, auf welchem aufgebat werden kann.
Ich hoffe, ich konnte Dir etwas weiterhelfen.
Herzlichst
Melanie
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Re: Assistenzbeiträge

Beitrag von orphan » 10. März 2014, 16:53

Hallo Melanie

Ja, da hatten wir ähnliche Voraussetzungen mit HE und IPZ.

Vielen Dank für deine Antwort und deine Tipps. Ich werde mich unter www.assistenzbuero.ch mal umsehen.

Darf ich fragen, wieso du deine Schwester anstellen kannst? Es ist doch gar nicht möglich verwandte Personen anzustellen. Mir hat bisher meine Mutter ausgeholfen aber sie darf ich nicht einstellen. Oder gelten meine Geschwister nicht als verwandte des Assistenznehmers?!? Aber das wäre ja die Tante meines Sohnes ... also doch verwandt! Oder ist das nicht "in direkter Linie"? Meine Mutter aber schon?!?

En liebe Gruess
orphan
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Re: Assistenzbeiträge

Beitrag von Mero » 10. März 2014, 16:56

Liebe Orphan

Genau! Meine Schwester ist nicht in der direkten Linie zu Julia. Wohl aber ihre Grosseltern!

Herzlichst
Melanie
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Re: Assistenzbeiträge

Beitrag von Flavia » 11. März 2014, 22:09

Hallo

Diese Info`s und Tipps werde ich mir merken! Noch graut mir vor dem Aufwand, denke aber früher oder später werden wir auch einen Antrag auf Assistenz stellen.
Habt Ihre einen bestimmten Betrag monatlich zu gut und könnt den für "Angestellte" verwenden? Oder wir rechnet die IV das ab?

Liebe Grüsse Flavia
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Re: Assistenzbeiträge

Beitrag von orphan » 12. März 2014, 00:18

Hallo Flavia

Man bekommt beispielsweise eine gewisse Anzahl Stunden für "alltägliche Lebensverrichtungen", "gesellschaftliche Teilhabe und Freizeitgestaltung" oder für "hauswirtschaftliche Arbeiten" oder für die "Nacht". Diese Anzahl Stunden ergeben einen Betrag, den du monatlich abrechnen kannst. Da dies aber je nachdem - beispielsweise wenn Ferien sind - mal mehr oder weniger sein kann, gibt es einen jährlichen max. Betrag, den du abrechnen kannst. Dann kannst du in einem Monat auch mal mehr als in einem anderen abrechnen!
Für "hauswirtschaftliche Arbeiten" - also Haushaltshilfe - gibt es beispielsweise nicht so viele Stunden, weil es Kinder sind, die ja im Grunde keinen eigenen Haushalt führen.
Aber alles in allem finde ich, dass es eine sehr gute Sache ist. Da hat man sich wirklich sehr viele Gedanken darüber gemacht und man merkt, dass es gut durchdacht ist.
Ich bin wirklich sehr zufrieden und bin sehr, sehr froh, dass ich den Aufwand betrieben habe.

Ich habe drei Gratisinserate im Internet geschalten und bei einige Kontakten, die ich über dieses Forum hatte, nachgefragt wegen einer Assistenzperson. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so viel Feedback bekomme. Über die Inserate haben sich innerhalb 24 Stunden 5 Personen gemeldet. Klar, passt nicht alles. Aber es ist eine Interessentin dabei, deren Bewerbung sehr vielversprechend aussieht. Und über die Kontakte bekomme ich evtl. auch noch eine Interessentin, die wir zum Gespräch einladen können. Bin gespannt was sich sonst noch ergibt.

Momentan bin ich guten Mutes und wenn's so richtig gut läuft, haben wir im Sommer, wenn wir endlich in unser rollstuhlgängiges Haus umziehen können, sogar schon eine Betreuung für unseren Sohn. Das würde uns während dem Umzug extrem entlasten. Scheint als würde das Timing diesmal passen.

Ein kleiner Lichtblick ... ich hoffe, dass es so bleibt und alles aufgeht.
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Re: Assistenzbeiträge

Beitrag von orphan » 12. März 2014, 00:20

@Melanie - ich habe im Internet diese Verwandtschaftsgeschichte noch nachgelesen. Nun bin ich bestens informiert über die direkte und indirekte Linie :D !
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Re: Assistenzbeiträge

Beitrag von Flavia » 13. März 2014, 13:10

Hoi Orphan

Ganz herzlichen Dank für die ausführliche Erklärung! Da muss man sich wirklich zuerst viele Info`s einholen und wissen was man braucht, und wie man es dann umsetzen kann!

Liebi Grüess Flavia
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Re: Assistenzbeiträge

Beitrag von Kastanie » 13. März 2014, 23:17

Lea hat seit drei Jahren Persönliche Assistenz finanziert über den Assistenzbeitrag. Ich bin sehr froh, dass es den gibt - ohne ihn hätte ich Lea mit ihrem intensiven Pflegebedarf niemals so lange daheim behalten können. Es gibt eine sehr gute Seite im Internet wo man ALLES was es zur Assistenz (auch Spitex, EL, Arbeitsgesetze etc.) zu wissen gibt finden kann: assistenzforum.ch.
Dort kann man auch Annoncen aufgeben, Fragen stellen und Tipps jeder Art holen. Die Betreiber der Homepage haben fast 15 Jahre dafür gekämpft, dass es diese Möglichkeit in der Schweiz gibt und waren auch an der Gestaltung beteiligt. Es sind also die Experten auf diesem Gebiet. Ich versuche bereits seit einiger Zeit Euch dort zu vernetzen....
Nicht alles rund um den Assistenzbeitrag ist perfekt gelöst, es gibt noch viel Raum für Verbesserungen, speziell wenn es um schwerstbehinderte und insbesondere Kinder geht. Und ständig Assistenz im Leben zu haben ist auch nicht immer einfach, auch wenn man Super-Leute gefunden hat. Aber, wie gesagt, es ist ein riesen Schritt in die richtige Richtung.
Liebi Grüess Stefanie
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