Selbstfürsorge - Erholung und Freiräume schaffen- wie gelingt uns dies?

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Beatrice
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Selbstfürsorge - Erholung und Freiräume schaffen- wie gelingt uns dies?

Beitrag von Beatrice » 24. Mai 2021, 17:00

Selbstfürsorge - Erholung und Freiräume schaffen- wie gelingt uns dies?

So lautete das Thema der Elternoase vom 20. Mai 2021, welche von der Elternvereinigung Intensiv-Kids Schweiz www.intensiv-kids.ch in Zusammenarbeit mit der Vereinigung Cerebral beider Basel und dem Sozialdienst am UKBB angeboten wurde.
Im Vorfeld schrieben mir etliche zurück, sie würden gerne kommen, aber könnten nicht, sie waren krank oder wohnen zu weit weg - oder getrauten sich wegen Corona nicht in einem engen Raum.

Letztlich waren "nur" 6 betroffene Elternteile vor Ort, doch diese überschaubare Gruppe bot auch die Chance, sich richtig auszutauschen, insbesondere ab dem Zeitpunkt, wo eine Mami vorschlug, dass wir anstelle von "steriler Reihenbestuhlung" doch einen Kreis bilden könnten - dies verstärkte das Gefühl, in einem Boot zu sein sehr.
Im später ermöglichten Austausch konnten wohl alle von den geschilderten Erfahrungen der anderen profitieren, obwohl die Besonderheiten der einzelnen Kinder sehr unterschiedlich sind.

Vorstellung der Referentin
Die Referentin Annemarie von Allmen Kromer, bietet unter anderem auch Kurse zum Thema Selbstfürsorge an, Interessierte dürfen sich gerne melden via www.avaberatung.ch

Einführung: Eine Selbsteinschätzung
Frau von Allmen begann ihren Vortrag mit dem Vorschlag zur Selbsteinschätzung, dass wir uns eine Skala vorstellen sollten (so wie man sie z.B. auch von der Schmerzskala kennt)

Eine Skala von 1 bis 10 - wobei 1 bedeutet, dass man in seinem Alltag so gut wie keine Erholung findet -und 10, dass man sich ausgeglichen und gut erholt fühlt.

Dann sollten wir bestimmen, wo wir im Augenblick stehen -und dann wo wir uns gerne sehen möchten

Und uns dann die Frage stellen: Was muss geschehen, dass ich dorthin komme?"

Ausschreibung

Die Ausschreibung des Themas fing ebenfalls mit Fragen an, denn für die Selbstfürsorge gibt es kein Rezept, das auf alle passt.

◘ Wie komme ich zu Erholungsphasen?
◘ Wie schaffe ich mir Freiräume?
◘ Wie kann ich "nein" sagen - ohne schlechtes Gewissen?
◘ Wie nehme ich meine Bedürfnisse ernst?

Es war also auch ein Thema, wo man sich immer wieder selbstreflektierend Fragen gestellt oder Gedanken gemacht hat - es gab aber auch Raum für eigene Wortmeldungen.

Einführung

Ganz ganz wichtig sind positive Formulierungen und Gedanken oder Ziele

Nicht sagen/denken:
Ich muss für mich sorgen, ich muss mir was zuliebe tun

sondern:

Ich darf für mich sorgen, ich darf mir was zuliebe tun

sich kein Nicht-Ziel setzen
sondern
sein Soll-Ziel definieren (Was soll der Nutzen sein?)


Nicht _ Ich will nicht mehr so viel essen
sondern
ich möchte wieder in die Badehose von letztem Jahr hineinpassen

Nicht - ich will kein Burnout erleiden
sondern
Ich möchte gesund bleiben

Dieses positive Gedankengut ist auch der Grund, warum der Vortrag nicht Vorbeugung eines Burnouts hiess - sondern einfach Selbstfürsorge.

Selbstfürsorge

Damit eine Selbstfürsorge wirksam werden kann, müssen sich folgende Seiten möglichst in Balance halten


Belastungen___________ ___ und _____ mit sich selbst gut umgehen
Energieverbrauch___________und ______Ressourcen, Energiequellen

Man sagt, dass auf ein schlechtes Erlebnis drei gute kommen müssen, bis man das schlechte Erlebnis richtig hinter sich lassen kann - sich einmal schlecht fühlen und dreimal gut
etwas ist einem gehörig misslungen, doch 3 Dinge oder auch mehr, hat man für sich gut gemacht.
Immer dran denken, sich auch selbst zu loben "das habe ich gut gemacht"
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Selbstfürsorge und Selbstpflege

◉ Selbstfürsorge und Selbstpflege sind die Voraussetzung, um anderen Menschen wirklich zugewandt und authentisch begegnen zu können.

◉Selbstfürsorge bedeutet, die eigenen Grenzen zu kennen, zu erfahren und zu reflektieren.

◉ Selbstpflege zielt auf Leben, Gesundheit und Wohlbefinden ab
(aus Palliativpflege(für Pflege und Gesundheitsberufe, Angelika Feichtner)

Wir fragen uns:

◦ Was ist der Nutzen von meiner Selbstfürsorge?
◦ Weshalb soll ich gut für mich sorgen
◦ Weshalb soll ich Erholungsphasen haben
◦ Was sind die Vorteile davon, mir Freiräume zu schaffen?
Aus den Antworten können wir Entscheidungshilfen im Alltag finden.

Grundbedürfnisse

Um sich selbstfürsorglich zu begegnen müssen die Grundbedürfnisse gestillt werden:

Bindung
- das Bedürfnis nach Nähe
- gute Bindungen bieten Schutz, Sicherheit und Trost

Selbstwerterhöhung & Selbstwertschutz
- sich selbst gut, kompetent, von anderen geliebt und wertvoll fühlen

Orientierung & Kontrolle
- Voraussehbarkeit und Kontrollmöglichkeiten
- viele Handlungsalternativen haben

Lustgewinn & Vermeidung von Unlust
- erfreuliche, lustvolle Erfahrungen herbeiführen können
- schmerzhafte, unangenehme Erfahrungen vermeiden.

Wir setzen uns damit auseinander, welche dieser Grundbedürfnisse für uns am wichtigsten sind. Mit Kindern allgemein, mit besonderen aber umso mehr ist z.B. die Voraussehbarkeit und damit die Kontrollmöglichkeit bei den meisten eher ein unsicheres Standbein.
Wir rufen uns nochmals in Erinnerung, dass auf eine Erfahrung, wo wir eine Niederlage einstecken mussten, drei gute Erfahrungen kommen sollen, damit wir wieder in der emotionalen Balance sind.

Grundbedürfnisse befriedigen

Wir stellen uns die Fragen, ob, wo und wie unsere ganz persönlichen Grundbedürfnisse befriedigt werden?

Und danach die Fragen:
Möchte ich etwas ändern?
Wenn ja, was könnte ich ändern?

Schlechtes Gewissen

Spätestens hier meldet sich bei den meisten das schlechte Gewissen. Ein Alltag mit einem besonderen Kind "erlaubt" keine Freiräume, man will keine Rabenmutter sein, was denken denn die Nachbarn, ich will nicht egoistisch rüberkommen….

Gewissen = ethisch begründetes Bewusstsein von Gut und Böse
Unser schlechtes Gewissen ist zu einem grossen Anteil anerzogen. Was uns ein schlechtes Gewissen bereitet, ist in vielen Hinsichten geprägt von unseren eigenen Eltern, die uns einst in der Kindheit so manches eingetrichtert haben (immer im Wunsch, es gut mit uns zu machen -und ihrerseits geprägt von deren Eltern)
Beim schlechten Gewissen fallen wir ins Kind-Ich zurück oder ins wertende Eltern-Ich.
Da kommen Sätze in unsere Gedanken, die uns negativ antreiben:
• Beeil Dich
• Sei perfekt
• sei beliebt
• streng Dich an
• sei stark
• Reiss dich zusammen
• Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg
Sie unterdrücken das gesunde Selbstwertgefühl, denn etwas langsamer zu sein, wäre viel gesünder, zu seinen Schwächen zu stehen auch

Sobald wir zu uns und zu einer getroffenen Entscheidung stehen, zu unseren Grundbedürfnissen stehen, sind wir im Erwachsenen-Ich, das Verantwortung für das eigene Handeln übernimmt.
Dort stehen wir unerschütterlich ruhig. - Es muss nur für uns selber stimmen, was wir tun und was wir lassen. Egal was das ist, es wir eh nie allen gefallen.

Nein sagen und schlechtes Gewissen

Hilfreich sein können:
◘ eigene moralische Vorstellung bewusst machen
◘ Antreiber entlarven (sind das wirklich meine oder jene meiner Mutter?)
◘ bewusste Verantwortung, auch für sich, übernehmen
◘ sich Ziel von "nein" bewusst machen
◘ wissen, ich "darf" nein sagen
◘ Austausch (der Austausch mit anderen kann hilfreich sein und sei es nur darum zu sehen, dass man mit seinen Nöten gar nicht alleine ist)


Erholungsphasen

Wir überlegen uns:
- wieviel Zeit brauche ich, um mich erholen zu können?
täglich
wöchentlich
monatlich
jährlich

Wie erhole ich mich? Welchen "Quellen" habe ich?
Welche "Quellen" nutze ich wann?

Freiräume
- Wie lassen sich in meinem Alltag "Quellen" von Freiräumen einbauen
Frau von Allmen betonte die Wichtigkeit von Ritualen, für die einen ist es, sich eine Stunde vor dem Schlafen eine Auszeit zu gönnen, sich auszuloggen, ein Buch zu lesen, sich einen Schlummertrunk (z.B. Moon-Milk) zuzubereiten. Einen Abend in die Sauna gehen, Gut essen gehen.
Etwas, das immer gleich ist und auf das man sich hinfreuen kann.

Zeitfenster: Sich im Kalender irgendein Wort notieren, das einen dran mahnt, hier lebe ich nur für mich, sich diesen Tag - diese Stunde nicht nehmen oder von anderen verplanen lassen. In dieser Zeit etwas nur für sich tun, das die Lebenskraftquelle auftankt - alles was gut tut, fördert diese Quellen.

- Wer oder was könnte mich entlasten, damit ich mir Freiräume schaffen kann?

Es kam die Frage auf, ob es auch etwas gibt für Kinder, die eher geringfügig behindert sind, die z.B. nicht mit anderen Fussball spielen können und darum stets zu Hause sich beschäftigen.
Beat Loosli von der Cerebral Vereinigung Basel nennt hier:
Fachstellen wie Freizeitgotte, Angebote vom Roten Kreuz, Entlastungsdienst und Pro Pallium
Auch empfohlen werden aus dem Gästekreis, PTA - Pfadi trotz allem und PlusSport

Beat Loosli verteilt eine Liste mit Entlastungsangeboten, die auch online abrufbar ist via:
https://www.cerebral-basel.ch/fileadmin ... dliche.pdf
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