Meine "kleine" Julia

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Elfendaddy
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Meine "kleine" Julia

Beitrag von Elfendaddy » 15. Januar 2021, 00:18

Aloha liebe Gemeinde und liebe Admins...

Ich war lange nicht hier. Julia ist mittlerweile 20 Jahre alt.

Sie ist mittlerweile auf Pflegegrad 4 in Deutschland hochgestuft worden. Arbeiten ist sie nicht,da sie eine mangelnde Soziale Kompetenmz besitzt und Agressiv ausrastet wenn sie ihren Willen nicht bekommt. Für mich bedeutet das seit 3 Jahren 24/7/365 Pflege.Eine Scheidung kam noch dazu,so das ich nun "alleinerziehend" bin. Aber ich schaff das soweit ganz gut alles. Da mein Sohn auch bei mir geblieben ist,habe ich ein wenig Unterstützung wenn er frei hat oder nach Feierabend. Wenn er Urlaub hat,kann ich mich dann auch mal alleine für 1-2 Wochen weg fahren und mich erholen.

Naja..mehr fällt mir derzeit nicht ein...

Gruß, Marc
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Beatrice
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Re: Meine "kleine" Julia

Beitrag von Beatrice » 15. Januar 2021, 14:07

Lieber Marc

herzlich willkommen im Forum - das tönt nach Schwerstarbeit für Dich. Bekommst Du sonst keine Unterstützung- Pflegedienst oder ähnliches?
Kann Deine Tochter sich verbal so äussern, dass man sie verstehen kann?
Aggressivität ist ein grosses Problem, gegen sich selbst oder andere. Das wird auch manchmal schwer in der Pflege, denn niemand steckt gerne nur immer ein.
Ich hoffe, Du hast zumindest auch eine beratende Unterstützung, wohin Du Dich bei Fragen oder Unsicherheiten wenden kannst. Hilfreicher wäre aber sicher, wenn es ein 2. bzw. drittes Schulterpaar gäbe, das mitträgt- gerne auch noch mehr solche Schultern.

Liebe Grüsse
Bea
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orphan
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Re: Meine "kleine" Julia

Beitrag von orphan » 24. Januar 2021, 12:55

Sali Marc

Ja, die Kinder werden älter ... mein Sohn ist nun auch schon 17 Jahre alt!
Es tut mir leid, dass du so viele schlechte Erfahrungen machen musstest. Wieso hat deine Tochter diese Aggressivität?

Die Pflege meines Sohnes nimmt auch sehr viel Zeit in Anspruch. Und wir sind ständig auf der Suche nach Entlastungsmöglichkeiten. Haben du und dein Sohn auch Entlastungmöglichkeiten, damit ihr euch erholen könnt. Arbeitest du nebenbei noch? Es wird bestimmt finanziell auch nicht einfach sein, wenn du alleine für die Betreuung deiner Tochter zuständig bist! Aber ohne Entlastung ist Arbeiten wahrscheinlich gar nicht möglich.
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Beatrice
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Re: Meine "kleine" Julia

Beitrag von Beatrice » 25. Januar 2021, 14:08

Lieber Marc

Ich habe mich hinsichtlich Aggression mit einem ehemaligen Forumsmitglied ausgetauscht, deren fast gleichaltriger Sohn auch über Jahre so ein aggressives Verhalten zeigte, dass die ganze Familie an den Anschlag kam. Er schlief nebenbei sehr schlecht, was die Familie natürlich zusätzlich auf Trab hielt, Tag und Nacht!. Nun geht es der ganzen Familie etwas besser, denn der Sohn ist durch ein Medikament ruhiger geworden und kann jetzt auch in einer geschützten Werkstätte arbeiten - er blüht dort förmlich auf. Ich möchte Dir die Erfahrungen der betreffenden Mutter darum gerne mitgeben- vielleicht bietet es Dir einen Ansatz, wie Ihr alle aus der vertrackten Situation herausfinden könntet:

Rückmeldung ehemaliges Forumsmitglied P.:
Das mit dem Medikament war ebenfalls ein langer Weg.
Es war und ist heute noch z.T. schwierig sein Verhalten einzustufen. Bei unserem heute 21jährigen Sohn ist häufig auch Überforderung ein Thema, das ihn so weit bringt. Wir haben irgendwann unsere Bedürfnisse immer mehr zurückgesteckt, damit wir entspanntere Wochenenden oder Ferien hatten. Was aber auch dann nicht immer einfach war. 4 Familienmitglieder und alle Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen und mit einem besonderen Kind das ist eine Herausforderung.
Wir wurden zum Kinder- und Jugendpsychologen überwiesen, nachdem unser Sohn das erste mal auch auswärts und anderen Personen gegenüber ausfällig wurde. Das war damals in einem Entlastungsheim in Münchwilen TG. Dort war er 1x im Monat übers Wochenende zur Entlastung. Anfangs ging es noch gut, bis er dann aber die Betreuungspersonen angriff. Für mich als Mutter war klar, dass es so nicht weitergeht. Schlussendlich sind wir jetzt beim Medikament "Dipiperon, Sirup"(schwach potentes Neuroleptikum).
Es ist schwierig dieses Verhalten der besonderen Kinder auszuhalten und das über Jahre. Und wie Du sagst, es entlastet wirklich beide Seiten. Es ist für unsere Kinder bestimmt auch sehr unangenehm, sich immer so aufgebracht und in Abwehrhaltung zu spüren. Es brauchte aber Zeit und Geduld bis wir das richtige Medi gefunden haben. Dank dem Jugendpsychologen ist es uns allen gelungen. Wunder dürfen wir keine erwarten, aber es hat doch unsere Situation ein wenig entspannt.

LG P. und allen viel Kraft
Elfendaddy
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Re: Meine "kleine" Julia

Beitrag von Elfendaddy » 26. Januar 2021, 08:00

Hallöle.
Danke für die ganzen Ratschläge. Also: Julia hat einen Psychologen wo wir regelmässig hingehen.Wenn bei mir mal eine Überforderung ist,kann ich ebenfalls mit ihm alleine sprechen. Die Agressivität bei ihr ist nicht lokalisierbar.Meist tritt sie auf wenn sie ihren Willen nicht bekommt.Manchesmal auch wenn man ihr nur versucht etwas zu erklären. Sie bekommt seid langem Risperidol 3 Mal Täglich. Kommunizieren kann sie soweit.Ist zwar ab und zu schwierig sie zu verstehen so das man 1-2 Mal nachfragen möchte,aber sie kann zum Glück ihre Wünsche und Gedanken mitteilen. Arbeiten kann sie nicht.Es wurde nach der Schule (wo sie das letzte Schuljahr praktisch auch durchgehend befreit war) 1 Jahr versucht sie in verschiedenen Bereichen in einer Behindertenwerkstatt unter zu bringen. Nach 1 Jahr wurde dann zusammen mit ihrem Psychologen entschieden das sie nicht arbeitsfähig ist.Sie war dort nach kurzer Eingewöhnung in den jeweiligen Bereichen immer sehr agressiv sobald sie etwas machen musste,bzw sich an Regeln halten sollte. Wenn ich selber eine kurze Auszeit brauchen,nimmt meine Ex-Frau sie zu sich (also Wochenende z.B.) oder aber auch mal 1-2 Wochen meine Schwester. Kurzzeitpflege nehme ich natürlich auch mal in Anspruch.Aber meist versuche ich einmal im Jahr mit ihr zusammen einen Urlaub zu machen. Die letzten 2 Jahre war es Italien. Dieses Jahr denke ich das wir mal an die Nordsee fahren...oder doch wieder zum Gardasee wo es ihr sehr gut gefällt. Julia selber hat momentan weniger Ausgleich wie ihr Bruder und ich.Sie hatte hier eine Art Freundin,aber die sind letztes Jahr weggezogen. Zu Gleichaltrigen hat sie kaum Kontakt weil sie in ihrer Entwicklung deutlich zurück ist. Sie kleidet sich gerne Jugendlich,spielt aber immer noch mit ihren Car´s Autos,Eisköniogin und kuckt auch fast ausschliesslich nur Kinderfilme. Mit jüngeren spielen geht aber auch nicht weil ihr die "zu laut" sind.

Gruß an alle..Marc
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orphan
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Re: Meine "kleine" Julia

Beitrag von orphan » 26. Januar 2021, 13:38

Sali Marc

Das klingt nach einer sehr guten Organisation. Finde es toll, dass du mit deinen Kindern einen guten Weg gefunden hast. Mein Sohn hat eine Zeit lang auch Risperidol (bei uns Risperdal) bekommen. Später, als die Krankheit meines Sohnes immer weiter fortschritt, konnten wir es absetzen. Heute geben wir zusätzlich CBD, um ihn zu unterstützen und Nebenwirkungen der Medikamente einzudämmen.

Wünsche dir und deiner Familie alles Gute.
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