nach 5 Jahren die Gewissheit.........

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Veronika

nach 5 Jahren die Gewissheit.........

Beitrag von Veronika » 6. Mai 2013, 14:53

Hi Zusammen,

Ich habe im nov. 2008 mal geschrieben das bei meiner Tochter einen Verdacht besteht sie hätte ADHS. Nun ist sie mittlerweile bzw. schon seit der 2.Klasse jetzt ist sie in der 5.Kl. in einer staatlichen Privatschule die von der Schulgemeinde bezahlt wird weil sie sie dort in der "normalen" Schule nicht haben wollten.
Und nun plötzlich wollte die Schulpsychologin (neu dort angestellt) von unserer Schulgemeinde meine Tochter beim KJPD testen lassen ob es möglich wäre sie wieder in die normale Schule zu integrieren.
Tia, und nun gab es vom Kinderpsychotherepeuten die Diagnose, sie hätte tatsächlich ADHS und ich sollte mir überlegen ihr Medikamente zu geben damit sie in der Schule besser wird, bzw. vor allem im Rechnen hat sie Probleme.

Damit bin ich nicht einverstanden, da sie ja bei einem Therapeuten war und sehr viel dazugelernt hat. Sich besser unter Kontrolle zu halten und sie stört auch nicht in der Klasse. Und zu Hause geht es wirklich gut. Sie ist halt ein anstrengender als vielleicht "andere" Kinder, aber das ist schon alles. Da sie mein Einziges Kind ist, habe ich auch die ZEit mich intensiv um sie zu kümmern.

Ich frage mich nur, wer entscheidet denn am besten ob es gut für sie ist Medis zu nehmen oder nicht?

Wie habt ihr das entschieden?

L.G.Veronika

(Anmerkung von Bea (Moderation): leider ist Veronikas Mailadresse im Forum ungültig geworden, sodass man sie nicht mehr erreichen kann. Darum wurde ihr Account auf inaktiv gesetzt. Die meisten ihrer Beiträge werden aber erhalten bleiben, da ihre geschilderten Erfahrungen auch für künftige Leser und Eltern von Bedeutung sein können/ geprüft am 30.01.2021
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Re: nach 5 Jahren die Gewissheit.........

Beitrag von Flavia » 7. Mai 2013, 19:01

Hallo Veronika

Lese ich das richtig dass sie Medis wünschen damit die in die normale Schule kann? Ich nehme an dass es um die Kosten geht? Zumal eine Privatschule nicht gerade billig ist! Was waren denn damals die Gründe dass Ihre die Privatschule bewilligt wurden?

Mir scheint die Diskussion über Medis bei ADS und ADHS etwa gleich wie impfen oder nicht.
Das ist so individuell und wird von allen so unterschiedlich aufgenommen und und entsprechend umgesetzt oder nicht.

Was würde denn für Euch und vorallem für Eure Tochter stimmen?

Liebe Grüsse Flavia
Veronika

Re: nach 5 Jahren die Gewissheit.........

Beitrag von Veronika » 8. Mai 2013, 17:07

Hi Flavia,

Damals kamen die Lehrer nicht mit meiner Tochter klar, Sie braucht halt einfach eine klare Ansage und dafür waren die Lehrerinnen nicht fähig und sie hinterfragt halt alles. Dort wurde sie auch sehr gemobbt weil sie übergewichtig ist und natürlich wurde dann immer sie gemassregelt wenn sie zugeschlagen hat weil sie sich mit Worten nicht wehren konnte. Sie wurde dann einfach so auf den Rat der Lehrerinnen und des Schulleiters in die Staatliche Privatschule geschoben. Es wurde nicht einmal eine richtige Abklärung gemacht.
Wir hatten keine grosse Wahl. Es war echt eine schlimme Zeit. Ich habe dann auch der Schulpsychologin gesagt, das sei doch eine Schweinerei, zuerst schmeisst man praktisch die Kinder aus der normalen Schule raus, um sie dann wieder zurückzuholen weil sie merken das es Ihnen zu teuer wird.

Wir sind eigentlich gegen die Medis, denn ich bin einfach auch überzeugt das die Nebenwirkungen haben und ich glaube einfach daran das es auch anders geht. Denn sonst kommt der jetzige Lehrer mit ihr gut klar. Und sie geht auch gerne zur Schule.
Meine Tochter sagt sowieso, nein sie habe kein ADHS! Und damit ist für sie der Fall abgeschlossen. Im Verdrängen ist sie wahrer Meister.
Aber, ich werde mich auf jeden Fall mal bei ihren Ärzten erkundigen was sie dazu meinen.

Liebe Grüsse

Veronika

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Re: nach 5 Jahren die Gewissheit.........

Beitrag von Beatrice » 14. Juni 2013, 20:50

Liebi Veronika

Zum Glück war vor einer Woche die Dream Night. Heute hätten wir alle gefroren. Brrrr.
Es hat mich mega gefreut, Dich, Deinen Mann und vor allem auch Beatrice kennen zu lernen. Und seit ich sie gesehen und ihr zugehört habe, was sie alles weiss über die Krokis und wie ruhig sie es schildert und wie gefestigt sie steht - denke ich, es muss an den anderen Personen liegen, dass sie da unruhig wirkt und als ADHS-Teenie gilt. Dass die Gefühle mal hoch gehen, ist pubertätsspezifisch zu erklären. Das haben wir mehr oder weniger alle auch mal durchgemacht, diese inneren Wallungen.
Glaub mir, ich bin vielen echten ADHS-Menschen begegnet - grösseren und kleineren. Ich kenne zwei, die wirklich von Ritalin profitierten- das waren echte Hippelkinder, die keine 2 Minuten wirklich am Ort bleiben konnten.
So, wie ich Deine Tochter kennen gelernt habe, empfände ich eine Ritalin-Abgabe so, als wolle man sie in ihrer Persönlichkeit abdämpfen, ruhig stellen. Ich verstehe Dich voll und ganz, dass Du dagegen bist. Auf mich wirkte sie wie ein ganz normaler Teenager mit einem aussergewöhnlichen Wissen über ein Tier, mit Plänen(auch beruflichen), wie sie nicht viele in dem Alter schon so eindeutig haben, mit einer sympathischen Ausstrahlung! Offen und freundlich. Dass sie nicht gut rechnen kann, das ist sicher kein Grund für Ritalin - dann müsste ich das auch nehmen und viele andere mit.
Ich drücke Euch ganz fest die Daumen, dass man bereit ist, einen anderen Weg als den vorgeschlagenen zu gehen und das Ritalin wegzulassen und dass Ihr an Lehrer kommt, die nicht einen Einheitsbrei von Schülern in ihrer Klasse wollen, sondern SchülerInnen mit eigener Persönlichkeit schätzen.

Ich habe es selber in der Verwandtschaft und im Freundeskreis erlebt, dass Lehrer gewisse Kinder nicht mochten und ihnen so einen ADHS-Stempel nur zu gerne aufgedrückt haben. Beide Lehrerinnen waren selber eher nervöse Persönlichkeiten, die man rasch aus der Ruhe bringen konnte, bzw. die kaum eine ruhige Ausstrahlung hatten. Ich war bei beiden mal auf Schulbesuch. Die Fahrigkeit dieser Lehrerinnen ist mir sogar mit den schlechten Augen aufgefallen, auch das angespannte Gesicht. Bei beiden Kindern verweigerten sich die Mütter, gaben doch kein Ritalin. Jetzt sind diese beiden Kinder älter und zum Glück bei gescheiteren Lehrern. Heute behauptet bei beiden kein Mensch mehr, sie hätten ADHS.

Ich sende Dir, Beatrice und Deinem Mann liebe Grüsse

Bea
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Re: nach 5 Jahren die Gewissheit.........

Beitrag von Sonj » 20. Juni 2013, 15:11

Liebe Veronika,

Also, ich bin Lehrerin, Mami und unter anderem Mutter eines seeeehr lebendigen Jungens (und drei Mädels noch dazu ;-).

Am Anfang (bereits während der SS) und dann auch in der frühen Kindheit war ich immer der Überzeugung, dass unser Sohn halt so wild/ impulsiv und forsch ist weil er "Afrikanisches Blut" in sich trägt....... Wir haben während 5 Jahren versucht Ihn mit Erziehung und Homöopathie zu unterstützen.

Mit der Einschulung in den Kindergarten haben die Schwierigkeiten noch zugenommen................. er war immer wieder Opfer seiner Impulsivität (welche natürlich nicht ohne Grund auftauchte....). Für uns wurde es immer strenger weil wir auf die Vorkommnisse reagieren mussten. Er konnte auch kaum stillsitzen, wir mussten Aufforderungen zig mal widerholen, ihn bei den HA unterstützen damit er nicht zu sehr abgelenkt wurde etc.....

Weil er, die Lehrerinnen und auch wir zunehmend unter der Situation zu leiden begonnen haben haben wir uns entschlossen ihn abklären zu lassen und dann als Folge davon medikamentös zu unterstützen. Wir mussten sehr über unseren Schatten springen, waren lange der Überzeugung, dass wir nur die Umwelt ändern müssen (also uns, die Lehrer, die Kollegen, die Eltern der Kollegen, die Geschwister etc) und dann würde es schon klappen. Wir hatten Angst dass wir ihn nicht mehr respektieren wenn wir ihm Medis geben und ihn in ein System zwängen würden.

Nun sehen wir es als gegeben, dass Jounas halt die Medikamente braucht damit er nicht noch mehr leiden wird. Wir sahen keinen anderen Ausweg mehr. Die Medis helfen ihm sehr. Er kann sich bessser konzentrieren, ist nicht mehr sofort aggressiv wenn etwas ungerecht ist sondern reagiert öfters besonnen etc........

Aber die Entscheidung kann einem niemand abnehmen. Es geht in erster Linie um das Kindswohl und das sollte im Vordergrund stehen. Kindswohl heisst auch, dass es in der Schule und in der Freizeit klappt im Kontakt mit den Kollegen und der Familie.........

Aber einfach ist es nicht und leichtfertig für oder gegen Medis wird wohl niemand entscheiden, auch wenn das so aussehen mag ;-)

LG;
Sonja
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